Buchstabenkennung bei beschichteten Zylindern

Neue Kolben für mehr Pferdchen?

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Stefan Bigalke
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Buchstabenkennung bei beschichteten Zylindern

Beitrag von Stefan Bigalke »

Moin Mädels,

meine brave Alltags 3½ hat sich ein paar neue Kolben verdient. Die beschichteten Zylinder haben zwar schon reichlich Kilometer herunter, aber sie haben noch keinerlei Riefen oder Beschädigungen.
Deshalb möchte ich gerne die Zylinder wiederverwenden, die alten Kolben (Kolbenringnuten zu breit) und die Ringe fliegen raus.
Die Bezeichnungen auf den Zylindern bereiten mir allerdings Kopfzerbrechen: Da sind hintereinander drei Zeichen eingeschlagen. Eine 3, die eher aussieht wie eine halbe 8. Ein V, aus zwei zentrischen Vs besteht. Und ein B das aussieht, als wollten zwei Ds eine Schnittmenge bilden. An einer anderen Stelle, auf der Gussoberfläche ist noch eine 4 eingeschlagen.
Die alten Kolben haben ein B.
Auf meinen neuen Kolben steht 6VAR und, auf der Zündkerzenseite des Kolbenbodens, ein A, das deutlich mit einem großen X durchgestrichen ist.
Es hat also schon den Anschein, als hätte ist A-Kolben für einen B-Zylinder :-( aber sicher bin ich mir nicht.
Auf jeden Fall passt der Kolben in den Zylinder und fühlt sich vom Spiel her ganz gesund an. Gleich werde ich mal nachmessen, das Werkzeug und Teile sind noch kalt.
Also jetzt meine Fragen:
Wieviel Spiel bekommen die Kolben? (Notfalls gebe ich ihnen, wenn es geht, etwas mehr als meinen Zweitaktern)
Was bedeuten die eingeschlagenen Buchstaben?
Gibt es eine Strega mit Erläuterungen?
Hat jemand eventuell Lust, meine neuen Kolben gegen neue B-Kolben zu tauschen?

Gruß, Stefan Bigalke
Werner Wilhelmi
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Zuordnung Kolben und Zylinder

Beitrag von Werner Wilhelmi »

Hallo Stefan,
bei den Gilardonizylindern gab und gibt e eine Zuordnung von Kolben und Zylindern. Wie du richtig vermutet hast, ist das über die Buchstaben "A" und "B" geschehen, wo eine Klasseneinteilung über den Durchmesser der Bauteile gemacht worden ist. Das Kolbenlaufspiel beträgt nur zwischen 0,00 (das ist richtig!) und 0,018 mm, Verschleißgrenze ist bei 0,035 mm. Das ist deutlich kleiner als bei herkömmlichen Zylindern und konnte scheinbar nur die Klassifizierung der Bauteile erreicht werden.
Die restlichen Kennzeichnungen auf den Kolben oder Zylindern müssen Angaben über den Guß usw. sein.
Was das durchge x te "A" bedeuten soll, keine Ahnung.

Gruß
Werner
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Grufti
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Beitrag von Grufti »

ja so was,
da fahr ich laufend mit mit Kolben rum, die schon neu eingepasst weit über der Verschleißgrenze liegen. Also wenn ich den Morinis neue Kolben verpasse, egal ob beschichtete Laufbuchsen oder nicht, wird mindestens ein Laufspiel von 0,05 mm angestrebt.
Ich halte das Stoßspiel der Kolbenringe für wichtiger. 0,1- 0,2 mm am Kompressionsring, der zweite darf noch ein Zehntel mehr haben.
Meine Gilardonis und auch die Kolben dazu haben keine übereinstimmende Kennzeichnung. Auf einem Zylinder ist sogar ein Notenschlüssel zu sehen!
Aber noch nix ist falling daher.
Hartmut
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Stefan Bigalke
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Beitrag von Stefan Bigalke »

Hallo Werner,

danke für Deine Antwort.
Mittlerweile habe ich einen Zylinder und einen Kolben vermessen: Größter Kolbendurchmesser = 62,01 ; Kleinster Zylinderdurchmesser = 62,03 (Alsolutwerte sind etwas unsicher, weil ich die Mikrometerschraube nicht neu kalibriert habe und den Innentaster auf die Mikrometerschraube bezogen habe)
Insofern passt das, wie schon erwartet, einigemaßen zusammen.
Leider habe ich bei der Messung festgestellt, dass im oberen Bereich des Zylinders schon 3 Hunderstel Verschleiß sind ( Sollen Morinizylinder nicht immer konisch sein ;-) ) Das hätte ich bei einem intakt aussehenden beschichteten Zylinder nicht erwartet :roll:
Noch einmal zu den Buchstabenkennungen. Welche Buchstaben welche Durchmesser bedeuten, ist noch unklar? Sind denn A- oder B-Kolben dicker?

Kolbenspiel mit 0,00mm hört sich gefährlich an. Der Kolben wird doch heißer (und damit dicker)als der Zylinder... Mich wundert ja bei Morinis nichts mehr, aber mit gutem Gewissen könnte ich das nicht zusammenbauen.

Hallo Grufti,
was heisst, Du "strebst" ein bestimmtes Laufspiel an? Lässt Du die Zylinder neu beschichten? Hast Du einen guten, günstigen Beschichter an der Hand?
Ich finde schon, dass man eigentlich einen entscheidenden Vorteil von beschichteten Aluzylindern nicht nutzt, wenn man das gleiche Laufspiel wie in Stahlzylindern verwendet.

Gruß, Stefan Bigalke
Grufti
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Beitrag von Grufti »

Moin Stefan,
nein, ich habe leider keinen Beschichter für die Zylinder an der Hand. Ich glaube auch, daß die Kombination Aluzylinder und Kolben mit geringerem Laufspiel vorteilhaft ist. Aber kleiner als 0.03 verursacht mir eine Gänsehaut.
Die Gilardonis verschleißen kaum, zur Zeit sind in meiner 350S und der Dart Fremdfabrkate drin. (Kolben)
Zylinderkennzeichnung MB (2x) 8NB (1X) keine (1x)
Kolben 62mm 8M (2x) 5N (2x) 4L (2X) passten alle ohne blauen Rauch.
Ich habe nach Probefahrten auch bei Kolben mit Einbauspiel über 0,05 leichte Druck- und Schleifstellen gefunden, die auf zu geringes Laufspiel hinwiesen. Da hilft nur noch Schleifpapier.
Selbst wenn das Laufspiel für Kolben und Zylinder optimal ist, kann bei zu wenig Spiel ein schlecht gerichtetes Pleuel oder ungleiche Spannung der Stehbolzen bei zu weicher Fußdichtung schnell für Schrott sorgen
Hartmut
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Stefan Bigalke
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Beitrag von Stefan Bigalke »

Hallo Hartmut, hallo Werner,

besten Dank für Eure Antworten!

Gruß, Stefan

P.S. ... und Hartmut habe ich jetzt auch wiedererkannt ;-)
Stefan Bigalke
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Beitrag von Stefan Bigalke »

Kleiner Nachtrag zu diesem Thema:

Hallo Werner, hallo Hartmut,

bisher bin ich nun 500 km problemlos mit diesen Kolben gefahren. Es scheint so, als würden die Kolben und die Zylinder trotz der verwirrenden Bezeichnungen ganz gut zusammen arbeiten.
Allerdings demontiere ich bei Viertaktern die Kolben nicht nach der Einlaufzeit, um nach Klemmspuren und ähnlichem zu suchen.

Die Kolben habe ich ja mit 2 Hundertstel Spiel eingebaut. Vor der Montage habe ich noch einmal eine Honahle durch die Zylinder gezogen. (Jaja, ich weiß: eigentlich braucht man für beschichtete Zylinder diamantbesetzte Werkzeuge... es sieht aber trotzdem ganz gut aus)

Gruß, Stefan Bigalke
Grufti
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Beitrag von Grufti »

Stefan, sehr mutige Entscheidung mit den 2 Hundertstel. Nach 500 Kilometern Erprobung bist du jetzt fast auf der sicheren Seite.
Aber stell dir folgende Horrorszene vor:
Lange Vollgas-Strecke bergauf, auf der Bergkuppe fällt eisiger Regen und Wind über die Kühlrippen her, der Zylinder schrumpelt und macht das Kolbenspiel zunichte. Der Kolben hat von der Arbeit noch dicke heiße Backen!
Aber schon der alte Fritz sagte " Kolben, wollt ihr ewig leben?", oder so ähnlich.
Also voooorsichtig einfahren!!!
Übrigens hat Werner Schölers Spezialzylinder (Strega 79) den Test in Oschersleben gut überstanden. Einbauspiel des Kolbens war 6 Hunderstel.
Damit konnte er nach einigen vorsichtigen Runden schon bis 7000 drehen.
Hartmut
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Stefan Bigalke
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Beitrag von Stefan Bigalke »

Hallo Hartmut,

zum Glück sind die Berge hier nicht so hoch. Der, auf dem ich wohne, ist 12m hoch. Die eigentliche Umgebung hier liegt zwischen 2 und 3m überm Mehresspiegel,
Elbaufwärts gibt es 1cm Steigung pro Kilometer.
;-)
Wenn jetzt nach dem Honen und bald nach der Einfahrzeit das Spiel bei drei Hundertsteln liegt, so kann man sich ja ausrechnen, wieviel Temperaturunterschied zum Klemmer führt. Ein 62er Kolben wird pro Grad 1,4 Tausendstel dicker. Also ist bei 21 Grad Temperaturunterschied zwischen Kolben und Zylinder Schicht im Schacht :roll:
Ich habe natürlich anfänglich in Betracht gezogen, den Kolben schmaler zu machen. Das wäre ja auch fast kein Aufwand: Kolben am Feuersteg in das Drehbankfutter und dann bei Langsamlauf den Kolben mit einem Streifen 600er Schleifpapier umschlingen und ein Hunderstel runter schleifen.
Ich habe das aber trotzdem nicht gemacht, weil ich hoffe, dass es so funktioniert. Morini hat es empfohlen und nach meinen bisherigen Erfahrungen hat das schon auch Aussicht auf Erfolg. Leider hat sich hier ja niemand gefunden, der mal das Spiel zueinandergehörender Kolben-Zylinder Paarungen vermessen hat.
Also: Daumen drücken!

Gruß, Stefan Bigalke
Werner Wilhelmi
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Beitrag von Werner Wilhelmi »

Hallo Stefan, hallo Hartmut,

eure Ansätze bezüglich Kolbenlaufspiel und damit verbundenen Klemmern sind zwar theoretisch richtig, aber nicht zu Ende gedacht. So wird kein Kolben klemmen, solange noch Öl an der Lauffläche ist und auch sonst keine Fehler vorliegen.
Euch ist hoffentlich klar, das ein Kolben kein zylindrischer Körper ist sondern eine komplizierte Kontur hat. Das Laufspiel wird nur nach einem definierten Normpunkt am Kolben bestimmt, in Höhe des Kolbenbolzens und um 90° versetzt zum Bolzen. Das ist einer der Punkte mit dem größten Aussendurchmesser eines Kolbens und gleichzeitig geringer Wärmebelastung. Der Kolben wird kleiner, je mehr man in Richtung Brennraum geht.
Die Temperaturunterschiede sind weiterhin auch dauernden Wechsel unterworfen und durch die Paarung Aluminium/Aluminium ist eine gute Wärmeabfuhr gegeben. Sollte das Spiel wirklich einmal aufgebraucht sein, wächst der warme Kolben halt nicht in die Breite sondern mehr in die Höhe! Das ist besonders gefährlich beim Warmfahren. Das ist nämlich die kritische Situation für den Kolben, Stichwort Verschleiss in den Ringnuten. Deshalb Motoren mit Nikasilzylindern noch vorsichtiger auf Temperatur bringenals andere luftgekühlte.

Gruß
Werner
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