Zerstörung durch perfekte Restaurierung?

Hier kann z.B. die Diskussion Corsaro 1200 vs. Tremezzo vorgesetzt werden.....
Stefan Bigalke
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Zerstörung durch perfekte Restaurierung?

Beitrag von Stefan Bigalke »

Hallo Morinifahrer,

in der aktuellen "Markt" gibt es einen sehr guten Artikel über die Beschädigung von Oldtimern durch sachgerechte Restaurierung.
Die Kernaussage ist, dass durch das Streben nach einem Neuzustand oder sogar "besser als neu - Zustand" die Fahrzeuge historisch wertlos werden.

Das ist ein Gedanke, der mir schon lange im Kopf herumspukt, aber so habe ich bisher noch nichts zu diesem Thema gelesen.

Natürlich kann jeder mit seinem Fahrzeug machen, was er will und ich selbst bin natürlich auch viel zu sehr ein Egoist, als dass ich es als meine Aufgabe betrachten würde, Fahrzeuge für die folgenden Generationen zu konservieren.

Trotzdem: Der Artikel gibt viele gute Denkanstöße, die auch gerade und besonders der Marke Moto Morini gut täten.

Später mehr... Jetzt muss ich arbeiten :-(

Gruß, Stefan Bigalke
Grufti
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Beitrag von Grufti »

Stefan,
hab den Artikel gelesen und kein schlechtes Gewissen.
Im heutigen Straßenverkehr kann man mit museumsreifen Motorrädern nicht mehr mitmischen. Wenn diese regelmäßig bewegt werden, kann man nicht mit brüchigen Reifen und Lenkergummis, schlechtem Licht und Bremsen sowie kaputten Auspuffrohren herumfahren. Wir fahren die Oldtimer.
Wenn im Museum alter Gammel erwünscht ist, kann man ja die Fahrzeuge zurückrüsten, wenn diese nicht mehr gefahren werden.
Morinis fahren immer! Naja - fast.
Hartmut
Wer nicht bastelt, hat schon verloren.
Stefan Bigalke
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Beitrag von Stefan Bigalke »

Moin Morinisti,

mir liegt die Marke Moto Morini am Herzen wie keine andere Motorradmarke. Ganz besonders gefallen mir dabei die in den Siebzigerjahren gefertigten Morinis. Nie werde ich den Tag vergessen, als ich zum ersten mal eine 3½Sport gesehen habe: Es hat mir schier die Sprache verschlagen; Die Motorräder, die ich vorher (vom Quartett spielen ;-) ) kannte und gut fand waren schlagartig zur Bedeutungslosigkeit verdammt.

Jetzt sind mehr als dreißig Jahre vergangen und vielleicht sollte man einmal selbstkritisch darüber nachdenken, was wir aus den Morinis gemacht haben.

Im ersten "Morinijahrzehnt" wurden die Morinis recht gut behandelt. Schließlich waren sie nicht gerade billig und der Werterhalt spielte einegroße Rolle. In dieser Zeit wurden die Morinis aber wohl nicht nur von Liebhabern gefahren, sondern auch von Leuten, die sich von Japanerfahrern abgrenzen wollten und deren Geld für große ital. Motorräder nicht reichte. In dieser Benutzung der Morinis kam es zu ersten Ausfällen, teils durch unsachgemäße Behandlung (z.B. Krümmermutter...), teils durch grenzwertige Dimensionierung (z.B. Pleuelschrauben...). Viele Besitzer trennen sich anschließend von ihrem Sorgenkind und kaufen sich endlich etwas vernünftiges. ;-)

Das zweite Morinijahrzehnt ( ich bin nun aktiv dabei) wird bestimmt durch niedrige Ersatzteilpreise und Mengen von Gebrauchtersatzteilen. Ganze Motorräder gibt es ab 1000,- DM Motoren ab 100,- DM. Die Morinis ziehen ein ganz besonderes Publikum an: Technisch interessierte und fast mittellose Schraubernaturen stoßen zur Morinifahrergemeinde dazu. Auffallend häufig sind es Leute , die sich auf technische Berufe vorbereiten. Für die Historie der Marke Morini war das eine schlimme Zeit. Wir haben Morinis geschlachtet und verwertet "was das Zeug hielt". Das Ziel war einzig, aus einem Haufen zusammengehamsterter Teile und Motorräder zumindest ein fahrbereites Motorrad herauszubekommen. Damals wurden sogar intakte Teile aus Platzgründen weggeworfen :shock:
Die Unerfahrenheit der "neuen Schrauber", deren Experimentierfreude und der Hang zum Tunen kostete reichlich Motoren. Aber ... macht ja nichts, wenn man noch genug Motoren herumliegen hat... Die fahrerische Unerfahrenheit hat ebenfalls ihren Tribut gefordert. Viele Morinis haben mindesten einmal im Jahr Asphaltkontakt mit dem Tank.

Das dritte Morinijahrzehnt: Die ehemals Mittellosen stehen in Lohn und Brot. Einige (ich war dabei) versuchen, mit Morinis auf der Rennstrecke schnell zu sein und mit aktuellen Motorrädern zu konkurrieren. DAS kostete Material! Einige Wenige haben das persönliche Format, mit einer ganz normalen Morini umherzufahren. Sie stehen über den Dingen, wenn sie von vielen für ihren vermeintlich minderwertigen Untersatz belächelt werden. Und eine dritte Gruppe von Morinibesitzern, die ihr Ego an der Ablehnung japanischer Motorräder festmacht degradiert die Morinis zum Anfängermotorrad für ihre Freundinnen. Dazu werden Sitzbänke abgepolstert, Achzigerjahremorinis für E-starter und Rechtsschaltung gefleddert und manchmal die Lackierung nach "Damengeschmack" geändert.(Hallo Babara und Iris, Ihr wisst genau, dass ich Euch nicht meine. Bitte unterstellt mir keine Frauenfeinlichkeit. Ich habe wirklich mehrere Fälle im Bekanntenkreis für Lackänderung aufgrund des Geschmackes und außerdem habe ich zahlreiche abgepolsterte Sitzbänke instandgesetzt)
Für die Historie unserer geliebten Marke wieder eine schlechte Zeit!

In dem aktuellen Morinijahrzehnt hat sich manches geändert. Der ressourcenvernichtende Umgang der vorherigen Jahrzehnte hat zu einer Gebrauchtteil- und Gebrauchtmaschinenverknappung gesorgt. Der zeitliche Abstand zur Fertigung ist für hohe Ersatzteilpreise verantwortlich und die Morinis der Siebziger haben nun ein Alter erreicht, dass man sich mit ihnen nicht mehr blamiert, weil es nun "echte" Oldtimer sind. Nun wird viel Geld für die fachgerechte Restaurierung ausgegeben. Dazu wird eine der wenigen unverbastelten Morinis gesucht und es geht los: Rahmen pulverbeschichten, Motor strahlen, Motorhalteplatten und Seitenständer verchromen, H4-Einsatz, Speichenräder und Stahlflexleitungen montieren, Sitzbank vom Sattler beziehen lassen und zu guter letzt werden die Lackteile so ähnlich wie bei der ´74er Sport lackiert und mit geklebten Zierlinien versehen. Dabei werden alle Zeugnisse eines langen Fahrzeuglebens weggewischt und ein imaginärer Neuzustand geschaffen. Aus einer richtigen Morini wird ein Eigenbau mit Moriniteilen nach dem aktuellen Zeitgeist und der Oberflächentechnik der aktuellen Zeit. Die bis dahin unverbastelte Basis wird dafür gnadenlos geopfert. Für den Vorbestand der Historie ist diese Restaurierung nicht besser oder schlechter als ein Umbau zum Chopper.

Ein Beispiel einer Morini die atemberaubend schön ist:
http://cgi.ebay.de/Moto-Morini-3-1-2-T_ ... 240%3A1318

und doch ist es das Grab einer Touring.

Warum schreibe ich das alles? Weil ich fürchte, dass am Ende der derzeitigen Restaurierungswelle nicht eine unveränderte Morini übrig bleibt. Das glaubt Ihr nicht? Das ist sogar beim Golf1 GTI passiert. Es gibt davon höchstens noch zwei unveränderte Exemplare in Deutschland.
So absurd es klingt: Wir haben mit unserem Bestreben nach technischer Verbesserung den eigentlichen Charakter der Siebzigerjahremorini zu Grabe getragen. Die Generationen nach uns müssen rätseln, ob die 78er Touring wirklich mit Niroschrauben, Krümmermuttersicherungsdraht, Speichenrädern und Doppelscheibe ausgeliefert worden sind.

Was können wir tun:
1. Zum Restaurieren nur verbastelten Kram verwenden.
2. Keinen Originallack mehr überlackieren.
3. Gebrauchspuren als wertsteigernden Charakter und liebenswerte Zeichen eines Fahrzeuglebens anerkennen. Eine durchgescheuerte Zierlinie oder eine Beule im Tank sind kein Grund, den Tank durch Neulack zu verschandeln!
4. Keine Achzigerjahremorinis mehr schlachten.

Zum Fahren einer vergleichsweise schwach motorisierten Morini hat man schon immer viel Selbstbewusstsein gebraucht. Jetzt sollten wir zusätzlich die Stärke zeigen, dass es uns nichts ausmacht, Motorräder mit Gebrauchsspuren zu fahren. Lasst doch die Laien ruhig lästern - Die Morini mit Gebrauchsspuren und ohne "Optimierungen" ist auf jeden Fall die historisch wertvollere!

Gruß, Stefan Bigalke
Zuletzt geändert von Stefan Bigalke am Mittwoch 3. Dezember 2008, 14:28, insgesamt 2-mal geändert.
Stefan Bigalke
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Beitrag von Stefan Bigalke »

Grufti hat geschrieben:Stefan,
...Im heutigen Straßenverkehr kann man mit museumsreifen Motorrädern nicht mehr mitmischen. Wenn diese regelmäßig bewegt werden, kann man nicht mit brüchigen Reifen und Lenkergummis, schlechtem Licht und Bremsen sowie kaputten Auspuffrohren herumfahren. Wir fahren die Oldtimer.
Wenn im Museum alter Gammel erwünscht ist, kann man ja die Fahrzeuge zurückrüsten, wenn diese nicht mehr gefahren werden.
Morinis fahren immer! Naja - fast.
Ja, klar Hartmut,

wir wollen in erster Linie den Fahrspaß. Das macht Zugeständnisse erforderlich.
Ich habe ja auch anfangs geschrieben, dass ich es nicht für meine Aufgabe halte, Fahrzeughistorie weiterzugeben. Für mich persönlich bedeutet Morini nichts Glänzendes im Wohnzimmer oder auch Verrostetes im Museum sondern Fahrspass - Sogar jetzt im Streusalz :oops:

Trotzdem kann man ja mal darüber nachdenken, was in dreißig Jahren aus unseren Morinis geworden sein wird: Die wenigen neuen Morinisti werden nichts mehr zum vergleichen haben. Und können sie den Prospektbildern Glauben schenken?
Wir beobachten das Ganze dann aus der Hölle heraus und schlagen uns ständig mit der flachen Hand vor die Stirn :wink:

Ich finde durchaus, dass der Artikel auch uns Morinifahrern gute Denkanstöße gibt.

Gruß, Stefan Bigalke
Christian E.
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Quo vadis Morini ?

Beitrag von Christian E. »

Hallo Stefan,

als ein mit wenig Beiträgen eher ruhiges Forumsmitglied hat mich Dein Artikel doch veranlasst, mal meine Meinung zu Deinen Thesen kund zu tun:

Als Mittvierziger habe ich die Entwicklung ( nicht nur der Morinimodelle ) im Young- und Oldtimerbereich auch stets kritisch beäugt.

Wenn ich auf Märkten und Messen die vielen "überrestaurierten" Maschinen betrachte, frage ich mich oft, ob die "ausgestellten" Fahrzeuge überhaupt noch betriebsbereit sind oder lediglich als Postkartenmotiv dienen.

Sicher hat in den fünfziger Jahren niemand eine Horex mit polierter Schwinge und A4-Schrauben gefahren.

Andererseits hat mich meine 3 1/2 T aufgrund durchgerosteten Tanks, defekter Bremsanlage, gerissenen Seitendeckeln und vergammelter Scheinwerfer auch dazu gezwungen, farblich unpassenden Ersatz sowie Stahlflex mit gelochter Scheibe einzubauen, Letzteres dient auf Dauer durchaus der Sicherheit. Von Busso statt Lafranconi gar nicht zu reden.

Darüber hinaus sind eben mittlerweile viele Teile nicht mehr original erhältlich.

Zustimmung gebe ich Dir sicher in puncto Umbauten. Aber: Wie viele "echte" 3 1/2 Sport gibts wohl gegenüber umgerüsteten T-Ausführungen ? Hier sollte man auch berücksichtigen, dass ein solcher Umbau ab Werk aufgrund des Baukastenprinzips eigentlich schon angelegt gewesen ist.

Ich habe Mitte der 80iger die Zündanlage meiner S 1 auch von drei Unterbrecherkontakten auf kontaktlos umgerüstet, weil die Einstellerei selbst für gelernte Zweiradmechaniker unzumutbar war und Kontakte langsam Mangelware wurden. Originalität ist eben relativ.

In der Werkstatt meines Vertrauens konnte ich letzte Woche einen Mercedes
250/8 Coupe in himmelblau mit dunkelblauen Ledersitzen und Chromstoßstangen bewundern. Der Lack war rundum mit Farbstift ausgebessert, die Stoßstangen wellig verbeult, Sitze rissig. Das Auto besaß aber ein H-kennzeichen. Eigentlich ein richtig authentischer Zustand !
Den Meister auf das seltene Modell angesprochen brachte nur ein Schulterzucken hervor: Der Wagen ist vom Eigentümer auf Gasbetrieb umgerüstet worden !
Das fand ich dann wirklich schade,auch wenns wohl einfach rückrüstbar ist.

Ich habe mich bisher auf den Treffen immer an den teils wohl polierten Maschinen unserer Morinisti erfreut und bin oft mit dem Gedanken nach Hause gefahren, "meine" Kiste endlich auch mal zu "restaurieren". Aber dann ging wieder eine Kleinigkeit kaputt und ich habe lieber Zeit und Geld in die Fahrtüchtigkeit investiert.

In diesem Sinne
Grüsse

Christian
Entweder man lebt - oder man ist konsequent !
corsacorsaro
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Beitrag von corsacorsaro »

Hallo Leute :D
Richtig gute Diskussion in Gang gekommen.
Wir sind schuldig, weil wir diverse Fahrzeuge durch Unfälle, Umbauen, Rennerei, Unkenntnis, Ignoranz, etc p.p vernichtet haben. Stefan hat vollkommen recht. :?
Als die Dinger halbwegs neu, und wir noch jung waren, wurden sie zum Zerheizen gebaut, nicht als Kulturgut! :twisted:
Die Oldtimerszene hat sich mit Händen und Füßen gegen uns zur Wehr gesetzt, genau wie gegen die orangenen Opels, Golfs und BMWs der 70er. War alles nicht edel genug. (Weil man aber auch unter den Neureichen exclusiv bleiben wollte.) :cry:
Heute sehen wir eine originale 350er und denken: Mensch, sieht doch ganz schön schick aus, der Ofen. Und mancher Vincent-Mann dreht vielleicht auch mal den Hals. :shock:
Immer müssen dreißig Jahre ins Land gehen, bis man merkt wie schön, selten, erhaltenswert diese Dinger doch sind/waren. Ich erinnere mich, daß immer die schlimmsten Gurken nachher plötzlich wertvoll wurden, weil keine übrig geblieben sind. Wo sind die ganzen RD 250, CB250, CB400N geblieben? Ich kann´s Euch sagen. Im Schrottcontainer der Firma Scheibner&Witte. :wink: Und damals hat sich keiner gerührt, geschweige denn eine Träne vergossen. Weg mit dem Dreck. Ich habe immer gesagt, daß sie uns dafür mal steinigen werden. Wenn sie fuffzig werden und ihrer Jugend nachtrauern. Damals brauchten sie das Geld um sich ´ne neue gebrauchte Bol d`Or zu kaufen.
Die Zeit und der Mißbrauch machen das "Originale" plötzlich wieder wertvoll. Weil alle anderen zerschunden wurden. Und dann plötzlich sind die Museen auf einmal auf der Bildfläche und klassifizieren. Und die neureichen Ahnungslosen horchen auf in welche Richtung sie investieren sollten. Und wir können uns plötzliche keine originale 31/2er mehr leisten, weil sie bei so einem "Sammler" im Wohnzimmer verstaubt. Oder aus jeder 350er wird eine "originale" Sport herbeigelogen.
Wie Stefan schon gesagt hat, sollten wir die letzten original Belassenen jetzt auch in Frieden lassen und nicht auch noch zerfräsen oder verschlimmbessern. Den zerflexten Bastelkram von früher kann man ja so schön machen, wie man es immer haben wollte. Oder auch diesen, mit seinen Spuren des Gebrauchs, als Zeugnis seiner Zeit aufheben.
Es wird uns genauso gehen wie den Fahrern und Sammlern der britischen Mopeds. In England hat sich diese Entwicklung schon vor über 20 Jahren mit deren Böcken abgezeichnet. Die ganze Diskussion 1:1 nachzulesen in der Classic Bike von 1985-1990.
Eigentlich alles Kalter Kaffee. Nur jetzt betrifft es wider Erwarten doch auch uns. Wenn ich mir die Massen der Rd´s nachrechne, sehen wir noch ganz gut aus, weil die Mopeds uns immer etwas wert waren, und niemand sie in den Shredder geworfen hat. Ich liebe meine vier 500er, jede so wie sie nach 27 Jahre Geschichte nun aussieht. Und nur eine ist original. Wobei ich sogar ausgelacht wurde, als ich mal nach der Feingewindemutter für den Tachoknopf gesucht habe. Wenn sie auch mal massiv rangenommen wurden, kann man so auch viel Geschichte ersehen, erfahren. Bilder im Album anschauen und sich zurückbesinnen. Und genau so macht es dann auch Sinn. Für mich und mein kleines "Museum". Und dann steige ich wieder auf den Corsaren und brate den genauso daher wie früher die 500 Sport. Und freue mich diebisch dabei. :P
Ciao Dirk, derfrüherauchschonmaleinenartikelübersrestaurierenabgelassenhat. :wink:
Immota fides. Nec aspera terrent
Stefan Bigalke
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Re: Quo vadis Morini ?

Beitrag von Stefan Bigalke »

Christian E. hat geschrieben:Hallo Stefan,

....

Zustimmung gebe ich Dir sicher in puncto Umbauten. Aber: Wie viele "echte" 3 1/2 Sport gibts wohl gegenüber umgerüsteten T-Ausführungen ? Hier sollte man auch berücksichtigen, dass ein solcher Umbau ab Werk aufgrund des Baukastenprinzips eigentlich schon angelegt gewesen ist.
...

Christian
Hallo Christian,

Echte 3½Sport mit Trommel, Chromspeichen und Originallack? Vielleicht zehn in Deutschland?
Von der Ausführung mit Chromspeichen und Scheibenbremse wird es wohl auch nicht mehr unveränderte Exemplare geben.
Die spätere Gußradaufführung musste besonders sich dem Geschmack der Besitzer anpassen. Ein Bekannter von mir hat mal richtig viele Gußräder weggeworfen.
Besonders tut es mir um die 3½Touring leid. Während die ersten ("Bügeleisenausführung") inzwischen so bleiben dürfen, wie sie sind, werden die Gußradausführungen immer noch hemmungslos verändert.

Hier mal ein Beispiel, wie eine Morini vor die Hunde geht:
http://cgi.ebay.de/Moto-Morini-3-1-2-Ta ... 240%3A1318

Zuerst wurde munter modifiziert, dann kamen die Standrohre zu schaden und anschließend wird die Morini in Teilen "verkloppt".
Bei dem wunderschönen Tank wird noch hinzugefügt:"Müsste mal gelackt werden".
So stirbt unsere Marke. Langsam und unauffällig. Und wir leisten alle die Sterbehilfe.

Gruß, Stefan Bigalke
Zwergi
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Beitrag von Zwergi »

Hallo liebe Morinisti,

nach 19 Jahren Abstinenz bin ich wieder im Club und komm mir vor als ob ich 18 wär', so sehne ich die neue Saison herbei und meine erste zügige Ausfahrt mit der neuen alten 31/2.
Die Diskussion hat mich nachdenklich gemacht und so will auch ich nun einige Dinge zu bedenken geben.

Zunächst gehe ich von der Frage aus, warum sollten Exponate möglichst werksgetreu für die nächsten Generationen erhalten werden? Damit Informationen erhalten bleiben. Die Informationen werksgetreuer Maschinen sind hierbei sicherlich wichtig, jedoch nicht umfassend genug, um das Phänomen "Morini" zu erfassen. Denn eine aufpolierte Maschine zeigt uns nur, was potentiell mit so einer Maschine machbar wäre, was jedoch mit den Morinis in all den Jahren wirklich angestellt wurde, davon berichtet sie uns nichts. Deshalb sind die Umbauten und deren Geschichten mindestens genauso wichtig! Ich gehe sogar soweit und behaupte, dass diese Diskussion hier zukünftigen Historikern für die Kulturgeschichte der Morini außerordentlich aufschlussreich sein könnte, da von meinen Vorrednern viele wichtige Detailinformationen über den Umgang mit den Morinis genannt worden sind. Und das ist eigentlich der interessante Punkt: Welche Relevanz hatte eine Morini im gesellschaftlichen Kontext? Ich meine, innerhalb einer kleinen aber feinen Runde eine immens große!
Will also sagen: Bringt die originalen Maschinen ins Museum, damit die Technik-Info erhalten bleibt und fahrt weiterhin mit diebischem Spass eure wie auch immer gearteten Umbauten und erzählt eure Geschichten oder schreibt die tollen Erlebnisse, die ihr mit diesen Kisten erlebt habt, auf.

Der Zwergi aus Marburg
gk
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Beitrag von gk »

Zwergi hat geschrieben: Will also sagen: Bringt die originalen Maschinen ins Museum, damit die Technik-Info erhalten bleibt und fahrt weiterhin mit diebischem Spass eure wie auch immer gearteten Umbauten und erzählt eure Geschichten oder schreibt die tollen Erlebnisse, die ihr mit diesen Kisten erlebt habt, auf.

Der Zwergi aus Marburg

besser konnte man es nicht auf den punkt bringen !!!! :spitze:

gut erhaltener originalzustand oder zerstörung durch perfekte restauration ?

ein historisch gewachsener und gut erhaltener originalzustand ist sicher gold wert und der großteil weiß das heute längst zu schätzen.
jedoch läßt das fahrzeug oftmals gar keine andere wahl als eine zerstörungsrestauration , da es sich bei kauf oder fund in einem katastrophalen zustand befindet . (so auch meine touring seiner zeit)
wie will man ein derartiges fahrzeug in einen originalgetreuen und unangetasteten zustand zurückversetzen . mit gebrauchtteilen wäre sicher eine möglichkeit , doch mit denen wurde das fahrzeug ja nicht ausgeliefert .
das macht die ganze geschichte an sich noch schwieriger als eine normale restauration . die gebrauchten teile müßten allesamt zum passenden baujahr passen . alles andere wäre ja auch schon wieder verschlimmbessert .

bei mobile steht zb. momentan eine der ersten sportawos zum akzetablen preis zum verkauf . (kennt ihr kaum , weiß ich)
wie will man diesen nahezu absoluten originalzustand (luftfilterkasten fehlt + benzinhahn ist zu jung) in einen funktionstüchtigen zustand zurückversetzen ohne am original zu "kratzen" ?

Bild


originale morinis ? wo finden wir die heute noch ?
ich finde , so lang das originale erscheinungsbild gewahrt ist , ist doch alles ok. technisch eher unauffällige verbesserungen(hubraumerweiterungen etc) sind dabei aus meiner sicht absolut ok , auch der bindedraht an der krümmermutter geht hierbei völlig in ordnung .
gehört ja schließlich zur eigentlichen fahrzeughistorie dazu . diese um - und anbauten sind genauso mit dem fahrzeug gewachsen , wie die kratzer , beulen und sonstige schäden.

was nützt uns der beste originalzustand , wenn er nicht fahrbereit , alltagstauglich und verkehrssicher ist ? spasss machen soll er ja auch noch.
was spricht gegen eine nahezu perfekte restauration hoffnungsloser fälle ?
noch dazu , wenn sie anschließend weiterhin das öffentliche strassenbild prägen und nicht im wohnzimmer verschwinden ?

jedes fahrzeug hat "seinen eigenen originalzustand " !


munter bleiben
günni
der zum gefühlten 25.mal seine rechtschreibfehler beseitigt hat . muß man eigentlich lesen können , wie oft man seinen text bearbeitet hat ? könnt ihr nicht mal mit euren antworten 2 -3 h warten ????
Zuletzt geändert von gk am Mittwoch 3. Dezember 2008, 22:13, insgesamt 4-mal geändert.
munter bleiben
günni


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Beitrag von jost42 »

Ich fahr auch die originale und zeitgemäß modifizierte 3 1/2 S mit diebischer Freude und stell Sie nicht ins Museum ... und das Kamel schon garnicht.

Ist schon wieder kurz vor Weihnachten? Oder wo kommt diese plötzliche Depression her?

Gebt Gas!

Heidi
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Beitrag von Stefan Bigalke »

Zwergi hat geschrieben:Hallo liebe Morinisti,

... warum sollten Exponate möglichst werksgetreu für die nächsten Generationen erhalten werden? ...

Der Zwergi aus Marburg
Hallo Zwergi,

warum eigentlich? Es ist so eine Frage von falsch und richtig. Restaurierungsethik. Man setzt sich halt für die Dinge ein, die man für schützenswert hält.
Meine nächste Lederkombi könnte meinetwegen mit dem schwarzen Augenfell der letzten fünfzig Pandabären gefüttert sein ;-) aber wenn das letzte dutzend Morinis, die das dreißigjährige Massaker unbeschadet überstanden haben, auch noch restauriert werden würden - Das täte mir wirklich leid!

Museum? Gibt es überhaupt schon 3½ in Museen? Zum Fahren sind sie mir lieber.

Gruß, Stefan Bigalke
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Beitrag von gk »

jost42 hat geschrieben:Ich fahr auch die originale und zeitgemäß modifizierte 3 1/2 S mit diebischer Freude und stell Sie nicht ins Museum ... und das Kamel schon garnicht.

Ist schon wieder kurz vor Weihnachten? Oder wo kommt diese plötzliche Depression her?

Gebt Gas!

Heidi
so

da würde jetzte so`n smilie drauf passen ! :mrgreen:
neee , horst .... du besser nicht
munter bleiben
günni


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Beitrag von Laubfrosch »

Bild

Schön wäre es doch, wenn unsere Morinis allen passen würden, dann bräuchten wir nichts zu verändern.
Orginal heißt für mich aber auch, der erste Reifensatz ist noch drauf...

Aber dafür sind die Fahrzeuge (kommt doch von fahren) nicht gebaut worden. Das Ding ist schlichtweg ein Verbrauchsgegenstand. Oder glaubt ihr das in 100 Jahren noch eine Morini existiert und sich die Menschen dann daran erfreuen können?

Also ich lebe jetzt und ich will jetzt damit fahren und nicht irgendeiner späteren Generation was hinterlassen was sie eh nicht mehr nutzen können.

Da bin ich Egoist!


Horst

(Aber so ein bißchen versuchen das Fahrzeug in Orginalität zu behalten ist nicht schlecht.)
Zuletzt geändert von Laubfrosch am Mittwoch 3. Dezember 2008, 20:48, insgesamt 1-mal geändert.
Ich bin kein Baiker, ich bin ein Smilie!
Bild
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Beitrag von Zwergi »

Liebe Leute,

es geht vielleicht darum, Geschichte erlebbar zu machen. Wie schafft man das?
Indem man Interesse für das Thema weckt und das geht oft über die Faszinationsschiene, bzw. über die Gefühle. Geschichte muss sich gut und interessant anfühlen.
Eine Morini, der man 30 Jahre Extremkurvenlage ansieht, weckt mehr Interesse als die aufgebockte hochglanzpolierte Originalmaschine.

Übrigens überdauern technische Denkmäler am Besten im täglichen Gebrauch. So gesehen ist Heidi die Gralshüterin der Morinisti-Gemeinde!

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Beitrag von gk »

Zwergi hat geschrieben:Liebe Leute,

. So gesehen ist Heidi die Gralshüterin der Morinisti-Gemeinde!

Zwergi
mönsch zwergi , haste auch `nen bürgerlichen namen ? der vorname reicht .

unser lieber exilheidjer(jost) isss übrigens männlich , kommt aus der heide , wohnt aber schon seit jahren in fernost .
das hat man auch nicht oft . respekt !

munter bleiben
günni
wollte nicht schon wieder zerlabern ... nur heidis männliche ehre retten !
munter bleiben
günni


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