Kurbelwelle auf Untermaß schleifen - Überlegungen

Neue Kolben für mehr Pferdchen?

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vdeux
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Re: Eht, Nht, Rz

Beitrag von vdeux »

suppenkasper hat geschrieben:So wie die MM-Wellen aussehen (keine Blauverfärbungen an den Wangen im Hubzapfenbereich), sind diese im Original entweder (partiell) eingesetzt (aufgekohlt) oder aus Vergütungsstahl geschmiedet und danach abschreckgehärtet.
in beiden Fällen stellt sich das Problem der erreichten Eht (Einhärtetiefe). Diese ist definiert, als die Tiefe, in der der Werkstoff noch eine Härte von 550 HV aufweist. Wenn die Eht zu niedrig ausgefallen ist, kommt man mit jedem Oberflächenabtrag in weichere Regionen, bis es dann halt nicht mehr als Lagerzapfen taugt. Wenn die hier vorangestellten Beobachtungen zur Lebensdauer der verschiedenen Zapfen in etwa stimmen, paßt das ganz gut zusammen mit dem zu erwartenden Härteabfall in 0.2 bzw 0.4 mm Tiefe.
Weiters pflanzt sich Pisa wohl auch in den Motoreninstandsetzungen fort. Es ist beim Schleifen und Finishen von Kurbelwellen darauf zu achten, in welcher Richtung relativ zur Drehrichtung der Kurbelwelle geschliffen/finished wird.
Letztendlich sollte man eine Oberflächenrauhigkeit von Rz <1 anstreben. Ölbohrungen entgraten ist auch immer ganz toll (da reichen 1-2 Zehntel mit dem Ölstein).
Alternativ könnte man eine Welle auch nachträglich noch nitrieren (Plasma, Amoniak oder Tenifer). Aber Vorsicht: in einer älteren Lastrega (jaja, die guten alten Hefte) , hat mal jemand über seinen Schiffbruch berichtet. Er bekam Ärger mit dem WB-Betrieb, weil die sich das Tenifer-Bad angeblich mit Blei versaut hatten, welches angeblich von der zu nitrierenden Kurbelwelle stammen sollte.
Tja und was macht man nun ?
Hartmuts Methode hat einen Riesenvorteil: die Dicke Härteschicht des Zapfens wird nur geringfügig reduziert - bestmögliche Verschleißfestigkeit bleibt erhalten - und kostet nix außer Schmirgelleinen und Nerven. Weiters wäre es zu empfehlen, mal wieder in den Apfelbeck reinzuschauen. Den hat jeder 2te von Euch im Regal. Schon mal ganz gut, rauszerren und reingucken oder gar lesen, hilft richtig weiter.
Ansonsten hört bloß auf mit diesem Beschichtungshokuspokus, wie er allenthalben von diversen Motorenquacksalbern angeboten wird. Nutzt soviel wie Haarwuchsmittel. Die wirklich belastbaren Beschichtungen werden industriell aufgebracht. Nahezu alle Kolben tragen heutzutage Graphitschichten, die auch nach 250000 km noch drauf sind.
Hallo Peter,
deinen Ausführungen kann ich nur beipflichten.
noch einige Anmerkungen:
die meisten Kurbelwellen "sterben" m.E. nicht wegen der geringeren EHT.
meist ist 0,5 bis 0,8 mm eingehärtet und vom konstrukteur das Nachschleifen vorgesehen.
Also 1 x müsste problemlos gehen. Vielmehr achten die Schleifer nicht auf den Kantenradius (siehe LaStrega JSF Artikel!!) . ist der zu scharf , bricht die welle todsicher. Auch das Seitenspiel der pleuel sollte nicht unnötig groß gemacht werden - das bedeutet, daß der schleifer sich etwas mühe geben muss.
Qualitätsarbeit ist heutzutage ein problem - oft auch im Motorinstandsetzungssektor.
Auch können Montagefehler beim KW-Zusammenbau die Ursache sein: Fluchtung, Lagerspiel, Wuchtung etc.

Industrielle Kolbenbeschichtungen sind heutzutage auf Lebensdauer ausgelegt (z.b. bei meiner Motor Guzzi) - die nachträglich aufgebrachte ist kritisch zu sehen. Meist hält das mehr oder weniger lang.
Vielleicht hat wer Erfahrung? Ein Kumpel lässt das gerade bei seiner KTM machen. Bin gespannt wie lange das geht ... KTM, Keine Tausend Meilen..
Gruß
Jürgen
Gruß
Jürgen
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