Steuerkettenwechsel
Verfasst: Montag 8. Februar 2010, 10:28
Cari Morinisti,
wie versprochen einige Infos über den Wechsel der Steuerketten am Corsaren.
Morini schreibt vor, alle 40000 km die Steuerkette zu wechseln. Eigentlich sollte eine Zahnkette länger leben, oder? Vielleicht hat Morini sich an den Gummistrapsen der 3 ½ orientiert? Nun gut, da mein Motor gute 53000 km hat, habe ich mich zum Wechsel entschlossen, um kein Risiko einzugehen.
Morini hat die Steuerketten verbreitert, gibt aber weiterhin nur 40000 km Wechselintervall an. Die breiteren Ketten sind bestimmt in die Serie eingeflossen, wann weiß ich aber leider nicht. Zum Wechsel auf die breitere Version bietet Morini einen Kit an, der auch die breiteren Zahnräder und die geänderten Schienen enthält.
Im Bild oben sieht man die alte Kette, darunter die neue Version, jeweils mit dem Antriebsrad; ganz unten eine Auslaßnockenwelle mit montiertem alten Kettenrad, das neue danebengelegt.
Für die erforderlichen Arbeiten ist das Werkstatthandbuch hilfreich, auch wenn es m. E. nicht sehr übersichtlich gestaltet ist. Ich fasse mal zusammen:
Tank am besten ganz abbauen, nicht nur hochklappen. Airbox mit Drosselklappengehäusen abbauen, Kühler lösen und absenken, Kerzen raus und Ventildeckel abbauen. Am besten kontrolliert man auch gleich das Ventilspiel, obwohl es bei 40000 gar nicht dran ist; es spricht einiges für den Wechsel erst bei 50000 km (hier Ventilspielkontrolle). Am besten gleich jetzt die Schrauben öffnen, die die Kettenräder auf den Nockenwellen halten. Der Tausch der Zahnketten sollte eigentlich ohne Ausbau der Nockenwellen gehen, aber der Wechsel der Zahnräder ist ohne Ausbau kaum möglich – die alten gingen zwar relativ leicht runter, aber die neuen Räder erforderten wesentlich höhere Kräfte zum Aufpressen, ich musste trotz heißen Rädern ordentlich drücken, bei eingebauten Wellen geht das nicht. Zum Ausbau der Nockenwellen muss das Gestell im Kopf abgebaut werden (8 Schrauben in der im Handbuch angegebenen Reihenfolge)
Da die Zylinderköpfe baugleich sind und nur 180° verdreht verbaut sind, laufen die beiden Steuerketten auf unterschiedlichen Seiten (links für hinten, rechts für vorn). Der Antrieb erfolgt über eine Zwischenwelle, die durch den Motor durchgeht. Deshalb müssen beide Seitendeckel ab.
Sinnvollerweise beginnt man wegen der Einstellung der Steuerzeiten rechts. Den Kupplungsdeckel braucht man nicht separat abnehmen, sondern besser gleich den ganzen rechten Seitendeckel, so spart man sicht evtl. eine neue Kupplungsdeckeldichtung. Zum Abbau des rechten Deckels muss man das Kühlwasser ablassen und die Wasserpumpe abbauen.
In dieser Stellung ist der vordere Zyl. im Zünd-OT:
Dazu gehört diese Stellung der Nockenwellen (man beachte die Stellung des Tonrades auf der Auslaß-NW für den Aufnehmer der Motorsteuerung).
Die Markierungen der KW und der Zwischenwelle fluchten wegen der gewählten Übersetzung nur bei jeder x-ten Umdrehung, man kann aber beim Zusammenbau nach der gezeigten Positionierung einstellen. Eine Kontrolle des OT mit einer Messuhr ist sinnvoll (vor allem später beim hinteren Zylinder wegen fehlender Markierung). Dazu habe ich mir einen Adapter und eine Verlängerung für die Messuhr angefertigt.
Zum Tausch der Kette und des Ritzels muss nun noch das Zahnrad der Zwischenwelle abgebaut werden. Der Kettenspanner muss natürlich auch weg, dann können die neuen Teile montiert werden.
Die Verbreiterung der Kette und der Räder erfolgte nach außen (nicht symmetrisch, zu sehen im ersten Bild, das alte Ritzel ist symmetrisch, das neue muss so eingebaut werden, dass die Verbreiterung wie gesagt nach außen erfolgt (das ist im Handbuch nicht beschrieben). Aus dem Grund muss die neue Gleitschiene mit einer mitgelieferten Scheibe hinterlegt werden.
Für den hinteren Zylinder muss der linke Deckel weg, zuvor der Kupplungsnehmerzylinder und die Ritzelabdeckung. Nach der Deckeldemontage wartet eine harte Nuss: Das Polrad muss runter von der Kurbelwelle, es sitzt sehr fest auf einem schlanken Konus der KW. Dafür gibt es als Morini-Werkzeug einen Abzieher, den ich nachgebaut habe (Gewinde des Polrades zum Abziehen ist M38X1,5 und zum Drücken habe ich eine M Schraube verwendet). Einen Universalabzieher könnte man theoretisch ansetzen, aber vermutlich führt das zu bleibenden Verformungen des Polrades, insbesondere bei 2-Arm-Abziehern. Eine gangbare Alternative wäre die Beschaffung einer Mutter M38x1,5 (habe ein Angebot in Internet gesehen), die man mit einem Universalabzieher packen könnte. Die beste Lösung ist aber mit Sicherheit ein Nachbau des Originalwerkzeugs.
Danach kann man die Al-Versteifungsplatte und den Anlasserfreilauf abnehmen und man kommt an das Ritzel der hinteren Steuerkette. Der Zünd-OT des hinteren Zylinders ist 270° nach dem Zünd-OT des vorderen Zyl. Zum genauen Ausrichten sollte man die Messuhr verwenden.
Bei meinem Motor kamen 3 Tassenstößel zum Vorschein, die ausgetauscht werden müssen, siehe Foto. Ich habe bislang nur 2 neue bekommen, deshalb ist der Motor noch nicht ganz fertig.
Der Aufwand für den Steuerkettentausch ist beträchtlich; ich weiß nicht, ob viele das selber machen werden. Ich habe es trotzdem in Kürze beschrieben, in Details helfe ich gegebenenfalls gerne weiter, wenn ich kann.
Viele Grüße
Siggi
wie versprochen einige Infos über den Wechsel der Steuerketten am Corsaren.
Morini schreibt vor, alle 40000 km die Steuerkette zu wechseln. Eigentlich sollte eine Zahnkette länger leben, oder? Vielleicht hat Morini sich an den Gummistrapsen der 3 ½ orientiert? Nun gut, da mein Motor gute 53000 km hat, habe ich mich zum Wechsel entschlossen, um kein Risiko einzugehen.
Morini hat die Steuerketten verbreitert, gibt aber weiterhin nur 40000 km Wechselintervall an. Die breiteren Ketten sind bestimmt in die Serie eingeflossen, wann weiß ich aber leider nicht. Zum Wechsel auf die breitere Version bietet Morini einen Kit an, der auch die breiteren Zahnräder und die geänderten Schienen enthält.
Im Bild oben sieht man die alte Kette, darunter die neue Version, jeweils mit dem Antriebsrad; ganz unten eine Auslaßnockenwelle mit montiertem alten Kettenrad, das neue danebengelegt.
Für die erforderlichen Arbeiten ist das Werkstatthandbuch hilfreich, auch wenn es m. E. nicht sehr übersichtlich gestaltet ist. Ich fasse mal zusammen:
Tank am besten ganz abbauen, nicht nur hochklappen. Airbox mit Drosselklappengehäusen abbauen, Kühler lösen und absenken, Kerzen raus und Ventildeckel abbauen. Am besten kontrolliert man auch gleich das Ventilspiel, obwohl es bei 40000 gar nicht dran ist; es spricht einiges für den Wechsel erst bei 50000 km (hier Ventilspielkontrolle). Am besten gleich jetzt die Schrauben öffnen, die die Kettenräder auf den Nockenwellen halten. Der Tausch der Zahnketten sollte eigentlich ohne Ausbau der Nockenwellen gehen, aber der Wechsel der Zahnräder ist ohne Ausbau kaum möglich – die alten gingen zwar relativ leicht runter, aber die neuen Räder erforderten wesentlich höhere Kräfte zum Aufpressen, ich musste trotz heißen Rädern ordentlich drücken, bei eingebauten Wellen geht das nicht. Zum Ausbau der Nockenwellen muss das Gestell im Kopf abgebaut werden (8 Schrauben in der im Handbuch angegebenen Reihenfolge)
Da die Zylinderköpfe baugleich sind und nur 180° verdreht verbaut sind, laufen die beiden Steuerketten auf unterschiedlichen Seiten (links für hinten, rechts für vorn). Der Antrieb erfolgt über eine Zwischenwelle, die durch den Motor durchgeht. Deshalb müssen beide Seitendeckel ab.
Sinnvollerweise beginnt man wegen der Einstellung der Steuerzeiten rechts. Den Kupplungsdeckel braucht man nicht separat abnehmen, sondern besser gleich den ganzen rechten Seitendeckel, so spart man sicht evtl. eine neue Kupplungsdeckeldichtung. Zum Abbau des rechten Deckels muss man das Kühlwasser ablassen und die Wasserpumpe abbauen.
In dieser Stellung ist der vordere Zyl. im Zünd-OT:
Dazu gehört diese Stellung der Nockenwellen (man beachte die Stellung des Tonrades auf der Auslaß-NW für den Aufnehmer der Motorsteuerung).
Die Markierungen der KW und der Zwischenwelle fluchten wegen der gewählten Übersetzung nur bei jeder x-ten Umdrehung, man kann aber beim Zusammenbau nach der gezeigten Positionierung einstellen. Eine Kontrolle des OT mit einer Messuhr ist sinnvoll (vor allem später beim hinteren Zylinder wegen fehlender Markierung). Dazu habe ich mir einen Adapter und eine Verlängerung für die Messuhr angefertigt.
Zum Tausch der Kette und des Ritzels muss nun noch das Zahnrad der Zwischenwelle abgebaut werden. Der Kettenspanner muss natürlich auch weg, dann können die neuen Teile montiert werden.
Die Verbreiterung der Kette und der Räder erfolgte nach außen (nicht symmetrisch, zu sehen im ersten Bild, das alte Ritzel ist symmetrisch, das neue muss so eingebaut werden, dass die Verbreiterung wie gesagt nach außen erfolgt (das ist im Handbuch nicht beschrieben). Aus dem Grund muss die neue Gleitschiene mit einer mitgelieferten Scheibe hinterlegt werden.
Für den hinteren Zylinder muss der linke Deckel weg, zuvor der Kupplungsnehmerzylinder und die Ritzelabdeckung. Nach der Deckeldemontage wartet eine harte Nuss: Das Polrad muss runter von der Kurbelwelle, es sitzt sehr fest auf einem schlanken Konus der KW. Dafür gibt es als Morini-Werkzeug einen Abzieher, den ich nachgebaut habe (Gewinde des Polrades zum Abziehen ist M38X1,5 und zum Drücken habe ich eine M Schraube verwendet). Einen Universalabzieher könnte man theoretisch ansetzen, aber vermutlich führt das zu bleibenden Verformungen des Polrades, insbesondere bei 2-Arm-Abziehern. Eine gangbare Alternative wäre die Beschaffung einer Mutter M38x1,5 (habe ein Angebot in Internet gesehen), die man mit einem Universalabzieher packen könnte. Die beste Lösung ist aber mit Sicherheit ein Nachbau des Originalwerkzeugs.
Danach kann man die Al-Versteifungsplatte und den Anlasserfreilauf abnehmen und man kommt an das Ritzel der hinteren Steuerkette. Der Zünd-OT des hinteren Zylinders ist 270° nach dem Zünd-OT des vorderen Zyl. Zum genauen Ausrichten sollte man die Messuhr verwenden.
Bei meinem Motor kamen 3 Tassenstößel zum Vorschein, die ausgetauscht werden müssen, siehe Foto. Ich habe bislang nur 2 neue bekommen, deshalb ist der Motor noch nicht ganz fertig.
Der Aufwand für den Steuerkettentausch ist beträchtlich; ich weiß nicht, ob viele das selber machen werden. Ich habe es trotzdem in Kürze beschrieben, in Details helfe ich gegebenenfalls gerne weiter, wenn ich kann.
Viele Grüße
Siggi