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Radlager einziehen

Verfasst: Mittwoch 22. Februar 2012, 20:15
von Robert Reuter
Hallo Forum,

ich wechsle gerade an meiner Vorderradnabe für 3 1/2-Scheibenbremse die Radlager. Das sind die mit der Größe 6203.

Beim ersten Versuch habe ich ein Lager mit einem Kupferstempel reingehauen. Prompt war das neue Lager auch schon wieder kaputt. Grund ist sicherlich, dass ich mit dem 40mm-Stempel ohne Loch natürlich gleichzeitig auf den Innenring draufgehauen habe.

Jetzt will ich das Lager beim nächsten Versuch schonend mit einer Gewindestange und 40mm-Karosseriescheiben reinziehen. Da sich die Karosseriescheiben aber in der Mitte eindellen werden, möchte ich gerne Stahlringe unterlegen, die genau auf den Außenring des Lager passen. Also 40mm Außendurchmesser, 2,5 mm dick, Innendurchmesser also 35mm.

Etwas Brauchbares habe ich in einem Würth-Shop gesehen. Da konnte man aber nur mit Gewerbeschein einkaufen. Der Innendurchmesser muss auch gar nicht genau 35mm haben, er sollte nur nicht kleiner als 17mm sein (weil es sonst wieder auf den Innenring des Lagers drücken würde.)

Also nochmal einfacher ausgedrückt: Wo bekomme ich Stahlringe mit 40mm Außendurchmesser und einem richtig großen Loch in der Mitte?

Danke, Gruß,
Robert

Verfasst: Mittwoch 22. Februar 2012, 20:20
von Werner Wilhelmi
Hallo Robert,

nimm doch einfach zwei im Außendurchmesser passende Nüsse! Wenn die Nabe dann noch erwärmt ist, dürfte das ein Kinderspiel sein.

Gruß
Werner

Verfasst: Mittwoch 22. Februar 2012, 20:49
von Sir1
...oder einfach das alte Lager benutzen. Passt ja hahrgenau drin. Evt. Aussenring ein bisschen im Durchmesser runterschleifen, damit es nicht hängen bleibt. Und, wie Werner schreibt, Temperaturunterschiede machen viel aus. Ich schmeisse immer Lager ins Gefrierfach vor der Montage.

Verfasst: Mittwoch 22. Februar 2012, 21:07
von Robert Reuter
An diese naheliegenste Methode mit Nüssen hab ich gar nicht gedacht - danke Werner für die Erinnerung.

Mit Temperaturunterschied arbeite ich schon, habe mir dafür extra für wenig Euro ein Infrarot-Thermometer gekauft. Nabe erhitze ich auf 160 Grad, das Lager bekommt eine Dusche mit Kältespray. Soll angeblich auf Minus 51 Grad runterkühlen. Prügeln wie ein Ochse musste ich trotzdem.

Sören, ja, die Idee mit dem alten Lager hatte ich auch schon. Ich habe vorhin versucht, den Innenring mit groben Hammerschlägen rauszuklopfen, damit ich wirklich nur den Außenring zum Eintreiben nehmen kann. Beim letzten Schlag ist der Außenring leider in 3 Teile zerbrochen...

Ich muss schon sagen: Radlagerwechsel ist eine Sch.. arbeit.

Gruß, Robert

Radlagerwechsel

Verfasst: Mittwoch 22. Februar 2012, 23:25
von Camelreiter
Hallo Robert,

einfach den Aussenring des Lagers durchflexen und die Innenteile entfernen - sollten so einfach rausfallen. Mit dem jetzt offenen Aussenring kannst Du dann das neue Lager einschlagen oder einpressen. Da dieser nun geschlitzt ist, lässt er sich im Falle des teilweisen Versenken im Lagersitz sehr leicht durch etwas Zusammendrücken ziehen.

Gruß Erhard

Verfasst: Donnerstag 23. Februar 2012, 08:26
von corsarino
Robert Reuter hat geschrieben:An diese naheliegenste Methode mit Nüssen hab ich gar nicht gedacht - danke Werner für die Erinnerung.

Mit Temperaturunterschied arbeite ich schon, habe mir dafür extra für wenig Euro ein Infrarot-Thermometer gekauft. Nabe erhitze ich auf 160 Grad, das Lager bekommt eine Dusche mit Kältespray. Soll angeblich auf Minus 51 Grad runterkühlen. Prügeln wie ein Ochse musste ich trotzdem.

Sören, ja, die Idee mit dem alten Lager hatte ich auch schon. Ich habe vorhin versucht, den Innenring mit groben Hammerschlägen rauszuklopfen, damit ich wirklich nur den Außenring zum Eintreiben nehmen kann. Beim letzten Schlag ist der Außenring leider in 3 Teile zerbrochen...

Ich muss schon sagen: Radlagerwechsel ist eine Sch.. arbeit.

Gruß, Robert
Hallo Robert,

normalerweise läuft das so:

Nabe mit Heißluftfön oder weicher Flamme "Spuckheiß" machen. Also wenn du drauf spuckst sollte die Spucke tanzen... ;-)
Dann die Nabe mit Lager nach unten auf zwei Holzlatten schlagen, normalerweise fällt das Lager raus.
Bisher mußte ich selten mit einem Hammer und einem Dorn (von innen) nachhelfen.
Ausnahme ist das Lager mit dem Tachoantrieb, da mußt du helfen.

Einbau:
- Sauber machen
- Nabe heiß, Lager über Nacht im Gefrierfach
- Lager reinfallen lassen, fertig

Normalerweise reicht schon mit einer passenden Nuß aus dem guten Baumarktratschenkasten etwas nachzuhelfen. Ich mußte noch nie feste kloppen...
Ausnahme ist wieder der Tachoantrieb, der erfordert sanfte Gewalt.

Voraussetzungen:
- Nabe noch nicht vermurkst
- Neue Lager von einem Namhaften Hersteller, wer weiß mit welchen Tolerenzen die Chinesen arbeiten
- Ordentliches Werkzeug und eine stabile Unterlage

Thema Hitze und Kälte

Wie machst du die Nabe warm?
Ein normaler Fön bringt nach meiner Erfahrung nicht genug Leistung.
Entweder ein Gerät aus dem Baumarkt, oder eine Herdplatte.
Ich arbeite am liebsten mit dem Gasbrenner (kein Gas/Sauerstoff) mit großer, weicher Flamme. Zur Temperaturbestimmung darf auch mal gespuckt werden...

Das Kältespray muß schon länger draufgespritzt werden bis die Masse des Lagers abgekühlt ist, daher einfach in die Gefriertruhe und nach ein paar Stunden rausholen.

Am schnellsten geht so ein Lager kaputt, wenn die Distanzhülse zu kurz ist.
War das bei dir nicht der Fall? Ich kann mich da an einen "Grat" erinnern den du mal erwähnt hast.
Wenn die Hülse auch nur ein paar zehntel mm zu kurz ist, verspannst du mit der Verschraubung der Achse die beiden Innenringe sehr stark.

Viel Erfolg!

Gruß, Andreas

Verfasst: Donnerstag 23. Februar 2012, 16:17
von Robert Reuter
Danke für die Tipps!

Erhard, gute Idee, da werde ich mal meine Aldi-Flex reaktivieren.

Ich erhitze mit einer Herdplatte. Das phänomenale Infrarot-Thermometer zeigt mir genau die Temperatur an, ohne dass ich spucken muss.

Andreas, dass was ich damals als "Grat" bezeichnet habe, ist eher eine über die Distanzhülse geschobene Krempe - ein einfacher Ring mit Nut. Der soll laut JSF dafür sorgen, dass die Hülse bei eingebauten Lagern sich nicht so weit von den Lagerlöchern wegbewegt, dass man die Achse nicht mehr einfädeln kann. Einbaulage ist darum egal, JSF entfernt das Ding immer.

Dass es fatal ist, wenn die Hülse zu kurz ist, habe ich begriffen. - Dann werden die Innenringe zu stark zusammengedrückt und die Lager gehen kaputt. Ich hoffe, dass meine Hülse noch lang genug ist.

Ich habe mir für die ganze Aktion einen Kukko-Innenabzieher mit 2 Armen gekauft. Der funktioniert für die Demontage leider NICHT! Die Greifenden sind sich nicht scharfkantig genug und finden darum unter den Lagern keinen Halt. Teures Werkzeug umsonst gekauft. Geholfen hat Karl. Er hat einen Kukkoabzieher mit 4 Armen - damit war es kein Problem.

Das Lager, das nach dem Einbau sofort wieder kaputt war, hatte ich in die Seite mit dem Tachantrieb geprügelt. Karl meinte, dass es vielleicht deswegen gleich wieder "rubbelte", weil die Passung dort ja besonders eng ist, weil die Tachoschnecke rübergeschrumpft ist. Falls das nächste Lager gleich wieder rubbelt, überlege ich, ein C3-Lager - also eines mit erhöhter Lagerluft - zu montieren. Vielleicht gehts aber auch mit dem Normallager.

Aller Anfang ist wieder mal schwer - ich hab von der Lagergeschichte total die Nase voll. Knopi kämpft derzeit mit dem Lenkkopflagerwechsel an seiner Guzzi V7 Sport. Er meint jetzt, er braucht eine Hydraulikpresse... Mal sehen, was wir noch alles in unsere Baselwerkstatt schaufeln müssen, nur um diese elenden Pfennigartikel auszutauschen...

Viele Grüße, Robert

Verfasst: Donnerstag 23. Februar 2012, 16:23
von morini
Robert Reuter hat geschrieben:... Mal sehen, was wir noch alles in unsere Baselwerkstatt schaufeln müssen, nur um diese elenden Pfennigartikel zu auszutauschen...
Viele Grüße, Robert
... ich würd´erstmal eine Gefriertruhe reinstellen ;-)

Gruß
Achim

Verfasst: Donnerstag 23. Februar 2012, 17:47
von corsarino
morini hat geschrieben:
Robert Reuter hat geschrieben:... Mal sehen, was wir noch alles in unsere Baselwerkstatt schaufeln müssen, nur um diese elenden Pfennigartikel zu auszutauschen...
Viele Grüße, Robert
... ich würd´erstmal eine Gefriertruhe reinstellen ;-)

Gruß
Achim
oder wie unser Enduro Kollege aus der Eifel:

- dicke Stereoanlage
- Kühlschrank
- Faßbier
- Heizung

Verfasst: Freitag 9. März 2012, 15:31
von Robert Reuter
Hallo Forum,

ich habe die Radlager jetzt drinne.

Neues Problem: Das Lager auf der Seite mit dem Tachoantrieb haben wir schön schonend eingezogen, trotzdem lässt es sich jetzt nicht mehr mit dem Finger drehen. Grund ist sicherlich der durch den aufgeschrumpften Tachoantrieb sehr stramme Lagersitz.

Würdet ihr die Nabe so einbauen? Dreht sich das nach ein paar Umdrehungen frei?

Oder soll ich besser ein Lager C3=erhöhte Lagerluft einbauen?


Viele Grüße, Robert