Kontroversen Ideen?

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Sir1
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Kontroversen Ideen?

Beitrag von Sir1 »

Es gibt ja in diesem Forum so viele gebildete (und selbstgelernte) Techniker – was meint ihr zu den Aussagen von Motoman (http://mototuneusa.com/)?
Besonders finde ich seine „break-in secrests“ und „intake-porting-secrets“ Theorien und Erfahrungen interessant, aber auch was er über „Dynamic Aerodynamics“ zu sagen hat ist sehr interessant.
Die Seite ist leider auf schlimmste weise typisch Amerikanisch. D.H. durcheinander, mit Werbungen und ein bisschen missionierend, aber man findet nach und nach ein System ins „Wahnsinn“ ;)
Gruß
Søren
heandl
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Beitrag von heandl »

Hallo Soren,

eigentlich eine ganz interessante Seite. Bloß die Ausführung über das Porting hab ich nicht gefunden. Nur die allgemeine Beschreibung mit den Beispielen. Wobei ich nicht ganz der Meinung bin, das Flowbenching immer nur dazu dient die Kanäle zun vergrößern, sondern hauptsächlich dazu, vorhandene Kanäle mit relativ geringen Änderungen zum maximalen Flow zu bringen. Schon klar, daß durch einen doppelt so großen Kanal auch mehr Luft, bzw. Gemisch paßt. Ist aber bei allen Büchern und Beschreibungen, die ich bis jetzt gelsen habe nicht das Ziel des Flowbenching gewesen.
Den Behauptungen des Autors zufolge müßten ja alle Tuner(oder wenigstens ein Großer Prozentsatz) Ihren Kopf nur dazu haben, einen Helm zu halten. Denn die gesamte Dragsterszene und Speedwaytuner und so weiter und so fort stecken ja doch beträchliche Summen und gehörig Aufwand in Ihre Projekte.
Die Sache mit dem Breaking in hab ich so, bzw so ähnlich schon mal gelesen. Und zwar in einem uralten, deutschen "Bastelbuch" von Karl Hertweck. Der Titel ist: Arbeiten an Motorrädern. Hab das so ähnlich auch schon mehrere male praktiziert und war sehr zufrieden damit. Meine Kolbenringe hatten immer ein sauberes Tragbild und mit Klemmern hatte ich nicht zu kämpfen. Also Mut zum Versuch.

Viele Grüße


Andi
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Beitrag von Sir1 »

Hallo Andi

Ich habe ja gewarnt – ein bisschen missioniert er schon! ;)

Wenn du seine Ausführlichen Theorien und Erfahrungen ins Auge nehmen willst, muss du dir mit deiner E-Mailadresse anmelden. Somit kommst du zu alle Artikeln die er geschrieben hat.
Du wirst auch sehen dass er die Europäischen Tuner respektiert, weil sie nicht unbedingt „bigger is better“ als Mantra haben. Was anscheinend die meisten Amerikaner haben!

Das Hauptproblem mit zu grossen Kanäle, behauptet er, ist dass die Strömungsgeschwindigkeit vermindert wird, welches u. a. zu einem schlechter „Füllung“ führt. Auch polieren ist problematisch, weil es das Benzin aus dem Gasmischung „austropfen“ lässt. Was wieder mal zu einer schlechten Verbrennung führt.
Dabei hat er nichts gegen Flowbenching, nur dass es unkritisch gebraucht wird. Und es scheint doch so, wenn man sich so die meisten Amateurtuner anhört, als ob größeren polierten Kanäle Pflicht sind.
Er erklärt es aber besser in englisch als ich in deutsch wagen will :hmmmm:

Ich bin ja auch nur ein simpler Amateur, doch bin immer offen für jemand der „outside the box“ denkt. Und vieles was er sagt, macht einfach für mich Sinn.

Ich habe die Artikel noch mal gelesen. Einen möchte ich noch hervorheben, und zwar das über den „8-Fasen Motor“. – Eine sehr gute und einfache Beschreibung vom „4-takt“-Motor.
Übrigens, zu diesem Thema, seht mal diesen Video an: http://video.google.com/videoplay?docid ... 0613&hl=en

Danke für deine Ansichten, Andi.

Gruß
Søren
Stefan Bigalke
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Beitrag von Stefan Bigalke »

Hallo Søren,

ein interessanter Link, ich habe dort etwas herumgeschmökert. Dort steht so viel, dass es gar nicht möglich ist, alles zu kommentieren. Trotzdem, bei einer Sachen möchte ich schon meinen Senf dazu geben:

1. Engere Ladungswechselkanäle seien grundsätzlich besser, weil dadurch höhere Strömungsgeschwindigkeiten erzielt werden.

Tuner haben es heute schwer. Wenn es vor dreißig Jahren fast schon ausreichte, die Kanäle der Zweiventilmotoren schamlos zu vergrößern, so ist heute bei den Vierventilmotoren (insbesondere nach Einführung sehr großer Kanäle in Kurzhubmotoren mit Einspritzanlagen) eine weitere grobe Kanalvergrößerung eher kontraproduktiv. Oder zumindest nicht mehr so erfolgsversprechend wie früher.
Ein Beispiel aus meiner Umgebung: Bei einem Flowbencheinsatz an einem neuen Pkw-Motor wurden kürzlich die Widerstände in den Ladungswechselkanälen um fast 10% gesenkt. Leistungssteigerung: Weniger als 2%.
Man sieht also, dass Tuner moderner Motoren viel mehr gefordert sind als früher. Heute muss ein seriöser Tuner gezielt mit Hilfe von Simulationsprogrammen (Z.B. GT Power oder Fire) optimieren. Ausserdem ist viel Arbeit beim Finden eines guten Mappings erforderlich.
Um es mal übertrieben zu sagen: Der erfolgreiche Tuner der Gegenwart kennt sich mit "Messen, Regeln, Steuern" und Simulationssoftware aus. Vor spanabhebender Metallbearbeitung ekelt er sich :wink:
Unsere Morinis sind wahrscheinlich die Motorradmotoren mit den höchsten Geschwindigkeiten in Ein- und Auslasskanal. Somit haben wir die alten paradisischen Zustände, bei denen Kanalvergößerung auch immer Leistungssteigerung bedeutet.
Ich würde ja gerne mal einen großen Flachkolben zusammen mit einem 501-Kopf in eine 125H setzen. Wahrscheinlich könnte man knappe 20PS bei lebendigen, fünfstelligen Drehzahlen erreichen. Leider kommt man ja zu nix...

Auf jeden Fall bin ich immer skeptisch, wenn so einfache Universalrezepte propagiert werden. Leider ist es bei der Weiterentwicklung hervorragender Technik oft so, dass neue Erkenntnisse entweder falsch oder unspektakulär sind. Sensationelle Erkenntnisse sind nach hundertjähriger intensiver Optimierung eher selten.
Hier mal ein Beispiel dafür: Für meinen neu aufgebauten 400er Motor möchte ich Ventile der 400er Dart verwenden. Jürgen hat ja in Strega 67 oder 68 mal geschrieben, wie die Ventilsitze des 3½ - Kopfes verändert werden müssen. Die Abbildungen der Strega und ein paar Randdaten habe ich benutzt, um die Strömung am Ventil beurteilen zu lassen. Passen Ventilform, Sitzform, Ventilerhebung und Strömungsgeschwindigkeit zusammen? Die Analyse ergab, dass das der Fall ist. Es könnten nur noch Kleinigkeiten verbessert werden, zum Beispiel der Auslasssitzitz weiter ausgerundet werden:
Bild
Jetzt sagt bestimmt jeder: Ja, klar. Das hätte man doch auch ohne Simulation wissen können...
Stimmt. Die Ergebnisse sind eben unspektakulär oder falsch. :roll:

Gruß, Stefan Bigalke
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