Gummiteile wieder elastischer machen?

...die uns das Leben mit den Morinis leichter machen!

Moderatoren: Sir1, Grufti

Stefan Bigalke
Morinisti
Morinisti
Beiträge: 1468
Registriert: Donnerstag 8. Februar 2007, 20:12
Wohnort: Hamburg

Gummiteile wieder elastischer machen?

Beitrag von Stefan Bigalke »

Hallo Morinisti,

wie durch ein Wunder ist es mir gelungen, die beiden Gummistücke, zwischen denen der Vergaser meiner 250er aufgehängt ist, aufzutreiben.
Das ist um so erfreulicher, weil sich schon zahlreiche Risse in beiden noch montierten Teilen entwickeln. Die sind zwar noch nicht durch, aber natürlich fährt es sich viel angenehmer, wenn schon der Ersatz bereit liegt.
Soweit so gut.
Die neuen Teile sind unbenutzt und rissfrei, aber so richtig neu sind sie wohl eher nicht. Wahrscheinlich lagen sie 30 Jahre lang in irgendwelchen Lagern herum.
Jedenfalls sind nicht mehr so richtig elastisch. Eher bocksteif.
Daher meine Angst, dass auch diese "Neuteile" den Schwingungen des Motors nicht lange standhalten können.
Jedenfalls habe ich die Teile erst mal wie kleine Schätze behandelt: Ich habe sie dünn mit Vaseline eingeschmiert und dann in Talkum gewendet und dann lichtgeschützt und kühl eingelagert.
Warum? Ein befreundeter Chemiker hat es mir mal für Gummiteile so empfohlen, ohne mir genau zu erklären, was dabei passieren soll.
Naja, schaden kann es wohl auch nicht...
Eigentlich würde ich die Gummiteile auch gerne wieder elastischer machen! Bei Wikipedia habe ich gelesen, dass einige Gummisorten mit einem Gemisch aus Essig und Spiritus wieder weicher gemacht werden können.
Jetzt müsste man wissen, um welche Gummisorten es sich bei unseren Morinisaugkanälen handelt.
Weiß das jemand?
Hat jemand einen Tip wie man die Dinger wieder dauerhaft elastisch bekommt? Oder ist das unmöglich?

Wenn wir da ein schönes Verfahren wüssten, könnten wir auch viel Geld durch die Wiederaufbereitung von Zahnriemen und Reifen sparen :wink:

Gruß, Stefan Bigalke
jost42
Morinisti
Morinisti
Beiträge: 1263
Registriert: Freitag 5. Januar 2007, 21:45
Wohnort: Dresden
Kontaktdaten:

Beitrag von jost42 »

Mit Essig und Spiritus - in diesem Fall Balsomico und Calvados - läßt sich auch eine leckere Marinade für frische Salate herstellen. Günni - jetzt haben wir endlich die Lösung für die Altteile: Zahnriemensalat!

Mahlzeit,
der
maitre de cusin
We don't need a solution, 'cause we love the problem!
marc
Morinisti
Morinisti
Beiträge: 37
Registriert: Montag 1. Oktober 2007, 14:54
Wohnort: Wiehl

Beitrag von marc »

Soweit ich es von anderen Gummiteile, die ich im Betrieb verwende, kenne muß ich Dir leider sagen : "Weichmacher einmal raus- dann immer raus" Ich habe
da schon alles mögliche und unmögliche Versucht. Es ist meiner Meinung also nicht möglich mechanisch beanspruchtes, verhärtetes Gummi zu regenerieren.
Wer es kann, der könnte mir auch nen Tipp geben!

Viele Grüße aus dem Oberbergischen
Marc
morini
Site Admin
Beiträge: 1131
Registriert: Donnerstag 21. Juli 2005, 06:38
Wohnort: Wermelskirchen
Kontaktdaten:

Beitrag von morini »

Moin zussammen,

Was Marc sagt ist grundsätzlich richtig. Man kann dem etwas entgegenwirken indem man die Gummiteile in Glyzerin (nein, kein Nitro davor!!!) einlegt. Ich habe die Vergasergummis meine 500er mal über den Winter eingelegt. Sie sind auf jeden Fall nicht spöder geworden. Wie das Ergebnis mit komplett verhärteten Gummis aussieht kann ich nicht leider nicht sagen.

Mein Dichtungen am alten T3 VW Bus halten aber mit der zweimal im Jahr durchgeführten Glyzerin Kur schon 25 Jahre.

Gruß
Achim
Stefan Bigalke
Morinisti
Morinisti
Beiträge: 1468
Registriert: Donnerstag 8. Februar 2007, 20:12
Wohnort: Hamburg

Beitrag von Stefan Bigalke »

Hallo Männer,

so sehe ich das ja leider auch. Aber man soll ja nie die Hoffnung aufgeben.

Wahrscheinlich gibt es keine Möglichkeit, Weichmacher wieder dauerhaft ins Material zu bringen.
:?
Wenn mir mal ein paar alte Ansauggummis (und Luftfilterverbindungsgummis) von der 3½ über den Weg laufen, kann ich ja trotzdem mal einen vergleichenden Versuch machen:
Ein Stück mit nix
Ein Stück mit Essig-Spiritus
Ein Stück mit Bremsflüssigkeit
Ein Stück mit "Reifenweichmachspray" (Eigentlich für Rennautoreifen)

Ich vermute aber schon jetzt, dass der Erfolg immer nur sehr kurzfristig vorhanden sein wird. Wahrscheinlich verflüchtigen sich die eingedrungenen Stoffe nach kurzer Zeit wieder und hinterher wird das Material härter als zuvor sein. Vielleicht noch anschließend mit Glyzerin oder Vaseline versiegeln? Mal sehen...

Gruß, Stefan Bigalke
diesel
Morinisti
Morinisti
Beiträge: 155
Registriert: Samstag 13. Januar 2007, 05:10
Wohnort: 41812 Erkelenz

Beitrag von diesel »

Hallo und guten Abend!

Zum Aufarbeiten von Gummiteilen verwende ich immer "AMOR ALL ". Habe damit schon gute Erfahrungen gemacht.

Zuerst mit Spülmittel und warmen Wasser gut abwaschen um die wasserlöslichen Schmutzteile zu entfernen.

Dann mit Spiritus gut abreiben, auf keinen Fall Nitro oder andere Verdünnungen verwenden.

Hartnäckige Verschmutzungen wie Farbe o.ä. mit einem Messer abschaben oder mit einer weichen Drahrbürste abreiben.

Anschließend von allen Seiten satt mit Amor All einsprühen. Das Zeug wirkt m. E. am besten bei Sonneneinstrahlung (im Dezember u. U. schwierig!), wobei ich nicht weiß ob es die Wärme der Sonne oder vielleicht die UV-Stahlung ist.

Vorsicht ist geboten bei Motorradsitzbänken und Autolenkrädern, die werden arschglatt!!

Hab schon eine Menge Gummi-, Kunststoff- und Kunstlederteile von älteren und alten Fahrzeugen damit behandelt, wie ich meine mit Erfolg, und ich glaube das es nicht nur die Optik ist, die sich verbessert! Ich trage die milchartige Flüssigkeit mit einem kleinen Schwamm auf. Nach der Behandlung mit einem Lappen abwischen, einbauen, fertig.

Gruß:

Josef
Öl ist das Werk des Diesels!
jost42
Morinisti
Morinisti
Beiträge: 1263
Registriert: Freitag 5. Januar 2007, 21:45
Wohnort: Dresden
Kontaktdaten:

Beitrag von jost42 »

Folgendes Halbwissen ist Wikipedia entnommen und damit dem ein oder anderen bekannt – ich habe mir erlaub vorsichtig zu kommentieren:

Wie auch frisch angemachte Salate ist Gummi nicht unbegrenzt lagerfähig. Die Alterungserscheinungen von Latex-basiertem Gummi beruhen vor allem auf Umwelteinflüssen, daher werden zum Schutz meist Antioxidantien (Rotwein?) oder Oberflächenbeschichtungen zugefügt. Besonders Luftschadstoffe wie Ozon, die Kombination aus UV-Licht und Sauerstoff sowie Dauernässe und Kontakt mit reaktiven Metallen (z. B. Kupfer, Silber) führen zur Versprödung des Materials, wobei Risse besonders an mechanisch belasteten Stellen entstehen. Öle, Fette (außer Silikonöl) und Weichmacher (z. B. aus Kontakt mit Weich-PVC) zersetzen Naturgummi hingegen zu einer klebigen Masse, wobei schon ölige Ausdünstung es langfristig schädigen können. Luftdicht, trocken, kühl und dunkel aufbewahrtes Gummi zersetzt sich bei korrekter Herstellung jedoch kaum und kann problemlos Menschenleben überdauern – aber wer schweißt seine Morini schon ein und versteckt sie im Keller?
Die verbreitete Vorstellung, das Gummi würde beim Verspröden „austrocknen“ ist falsch; Latexgummi enthält keine weichmachenden Flüssigkeiten, die dabei verdunsten. Allerdings enthalten manche Gummisorten zum Schutz vor Umwelteinflüssen Wachse, die z. B. bei Reifen durch die Walkbewegung beim Abrollen an die Oberfläche treten. Werden Reifen unbewegt Sonne und Ozon ausgesetzt, kann das an der Oberfläche oxydierende Wachs nicht durch neu austretendes Wachs ersetzt werden, sodass die Gummioberfläche selbst angegriffen wird. Hierdurch werden unbewegt draußen lagernde Reifen leichter brüchig als am Fahrzeug regelmäßig genutzte. Frage: halten jetzt durch Vibration belastete Vergaserstutzen länger?
Bei Anwendungsfällen, in denen es ausschließlich auf die elastischen Eigenschaften oder den Reibungskoeffizienten von Kautschuk-Gummi ankommt, ist eine Erneuerung verhärteten Gummis möglich. D. h. dort wo die Eigenschaften einer Knete verlangt werden, kann Essigsäure zur Regeneration dienen. Essigsäure zertrennt die Kautschuk-Gummi-Molekülnetze; kurzes Benetzen mit einer Lösung aus je 1/2 Essigsäuressenz (38%-ig) und Spiritus regeneriert die Elastizität des Gummis (zulasten der Festigkeit) und reinigt zugleich die Oberfläche. In Abhängigkeit von der Einwirkungsdauer quillt das Gummi auf; es quillt auf bis zum völligen Verlust jeglicher Festigkeit (geht mir bei zuviel Spiritus nicht anders). Also der Vorschlag Marinade (Essig und Schnaps) ist bei Vergaserstutzen vielleicht doch etwas ungeeignet. Dieses Verfahren regeneriert lediglich die Elastizität; es basiert auf molekularen statt makroskopischen Effekten. Da die Tinktur keine gesundheitsgefährdenden vernetzungsbehindernden Einlagerungsmoleküle enthält (doch Marinade?), wirkt sie nur für zirka ein Jahr. Keinesfalls (!) ist Essigsäure bei mechanisch belasteten Komponenten (Gummiringen, Dichtgummiringen) oder sicherheitskritischen Bauteilen (Reifen, Luftfedern, Hydraulikschläuchen) anzuwenden. Verhärtetes Gummi lässt sich oft auch durch Behandlung mit kochendem Wasser wieder erweichen, wobei ähnliche Einschränkungen wie bei Essigsäure gelten.
Ich warte jetzt einfach auf den angekündigte Praxistest von Stefan. Meine Erfahrungen mit Amor-All waren allerdings nie positiv (außer vor Verkauf eines mehr oder weniger fahrbaren Untersatzes).

Also mal ganz ehrlich, wenn man das so liest: Antioxidantien, Essig, kühl und dunkel lager etc. - das mit dem Gummi ist schon so ein bißchen wie bei Salat ...

Jost :roll:
We don't need a solution, 'cause we love the problem!
Stefan Bigalke
Morinisti
Morinisti
Beiträge: 1468
Registriert: Donnerstag 8. Februar 2007, 20:12
Wohnort: Hamburg

Beitrag von Stefan Bigalke »

jost42 hat geschrieben:...
Die verbreitete Vorstellung, das Gummi würde beim Verspröden „austrocknen“ ist falsch; ...
Jost :roll:
Danke Jost,

das erklärt ja schon einmal vieles!
Das mit dem Austrocknen habe ich übrigens auch immer geglaubt :roll:

Was macht aber denn dann den strengen Geruch von frisch angefahrenen Regenreifen aus? Irgendwie war doch der Gedanke naheliegend: Zuerst stinken die Reifen und wenn sie ausgehärtet sind - dann nicht mehr.

Was Du schreibst, gilt für Latex, bzw. Naturgummi. Unsere Saugkanäle sind doch wahrscheinlich aus EPDM, oder?

Gruß, Stefan Bigalke
jost42
Morinisti
Morinisti
Beiträge: 1263
Registriert: Freitag 5. Januar 2007, 21:45
Wohnort: Dresden
Kontaktdaten:

Beitrag von jost42 »

Hallo Stefan,

schon klar, dass da keine Naturkautschuk-Elastomere verarbeitet werden - die finden sich eher im Nachtschrank und der Brusttasche der Bellstaff-Jacke - aber so wie ich mich an meinen Cheminunterricht erinnere und der Interpretation der Wiki-Antworten, unterscheiden sich die langkettigen Elastomere nicht grundsätzlich in ihrem Verhalten. ABER - ich bin, was das angeht, Laie - steh aber vor dem selben Problem.

Gibts in unseren Reihen keine Gummifetischisten?

So, ich mach jetzt Feierabend und fahr nach Hause!
Jost
We don't need a solution, 'cause we love the problem!
ralph
Morinisti
Morinisti
Beiträge: 58
Registriert: Samstag 3. Februar 2007, 14:20
Wohnort: Albig bei Alzey

Silikonfett

Beitrag von ralph »

hey Jungs,

ich benutze für meine schwarzen Gummiteile (grins) immer ein Silikonfett, das scheint den Alterungsprozeß deutlich zu bremsen. Aber rückgänig machen?

Das Silikonfett gips im taucherzubehör oder im Ih-beh. (z. Zt. Artikelnummer: 150197221686 als Beispiel). Autotürdichtungen frieren nicht mehr fest, etc etc. Alle meine gebunkerten Ansuggumis hab ich damit mal eingeschmiert.

Ob man damit aber auch gealterte kondome wieder regenieren kann....

Liebe Grüße Ralph
michiG
Morinisti
Morinisti
Beiträge: 160
Registriert: Sonntag 7. Januar 2007, 22:53
Wohnort: Hamburg

Beitrag von michiG »

Hallo Stefan,
ich habe vor vielen Jahren einmal versucht, einen Gummibalg einer alten Autohupe (Horn) wieder gängig zu machen. Zu einem gewissen Teil hat das auch funktioniert. Ein Bekannter, der bei einer Harburger Firma viel mit Gummi zu tun hatte, hat mir den Tipp gegeben, es mit einer Glyzerinsalbe aus der Apotheke zu versuchen. Die Apotheke ist deshalb wichtig, weil in den meisten handelsüblichen Salben Zusatzstoffe verwendet werden, die dem Gummi Schaden zufügen können. Ein Apotheker verwendet diese in der Regel nicht, sondern begnügt sich mit einer einfachen Salbengrundlage und den Stoffen, in diesem Fall also Glyzerin, die er zufügen möchte. Auf keinen Fall dürfen Lösungsmittel und mineralische Fette verwendet werden. Dennoch war das Ergebnis nicht berauschend. Das Gummi musste in der Folge immer häufiger eingeschmiert werden und wurde zunehmend schneller spröde. Drei Jahre später ist es dann einfach zerbröselt. Trotz des Tipps meines Bekannten, Neuteile besser sofort so zu behandeln, habe ich dann davon lieber Abstand genommen und mich damit abgefunden, dass Gummi, zumindest wenn es der Sonne ausgesetzt ist, nur eine begrenzte Lebensdauer hat.
Gruß michael
Antworten

Zurück zu „Tipps&Tricks“