Zylinderstehbolzen - Einschraubtiefenbegrenzung

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Stefan Bigalke
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Zylinderstehbolzen - Einschraubtiefenbegrenzung

Beitrag von Stefan Bigalke »

Hallo Forum,

aktuell habe ich gerade darüber nachgedacht, wie der Tiefenanschlag beim Einschrauben der Zylinderstehbolzen funktioniert.
Zur Situation: Das Motorgehäuse hat Sacklöcher mit einem M9x1,25 Gewinde und die Stehbolzen selbst sind zylindrische 9 mm Stäbe, auf die ein Gewinde geschnitten (gerollt...egal) ist. Der Stehbolzen wird mit 28 Nm eingeschraubt und wenn alles gut geht, werden die 28 Nm genau dann erreicht, wenn vom Gewinde nichts mehr sichtbar ist. Wenn es schiefgeht, kann man entweder dann noch Gewinde sehen oder man musste zugucken, wie der zylindrische Bereich des Bolzens im Sackloch verschwunden ist. :?
Bei meinen Motoren war das bisher aber nie ein Problem. Trotzdem würde ich gerne mal verstehen, was genau den Bolzen stoppen soll, wenn das Drehmoment erreicht ist.
Ich vermute mittlerweile Folgendes:
Im Sackloch befindet sich unten ein Bereich, in dem kein Gewinde geschnitten ist. Deswegen furcht der erste Gewindegang des Stehbolzens und frisst sich fest. Das geht natürlich nur, weil das Gehäuse aus Alu ist. Ansonsten wäre jedesmal der Stehbolzen hinterher kaputt.
Für diese Erklärung spricht, dass bei herausgeschraubten Bolzen der erste Gewindegang etwas blanker als die übrigen sind.
Dagegen spricht, dass soetwas nur schwer in der Serie prozesssicher ist. Selbst ein normaler Bohrer streut natürlich bei den Bohrungsdurchmessern und die Schneidtiefe des Gewindes im Sackloch ist auch nur schwer zu beherrschen. (Bohrungsdurchmesser, Schärfe, Schneidverhalten, etc)

Vielleicht haltet Ihr die Erkenntnis ja für unnötig, aber ich habe schon den Ehrgeiz zu verstehen, was ich zusammenbaue. Außerdem ist das Wissen ja auch nützlich beim Nachschneiden der Gewinde. Möglicherweise gibt es ja auch da konische Gewinde (wie bei den Kurbelwellenstopfen?) oder etwas, was ich übersehen habe?

Was meint Ihr?

Gruß, Stefan Bigalke
Zuletzt geändert von Stefan Bigalke am Freitag 10. Juli 2020, 14:03, insgesamt 1-mal geändert.
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Stefan Bigalke
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Beitrag von Stefan Bigalke »

Eben hat mich ein Bekannter besucht, um sich einen Stehbolzen abzuholen und der sagt, dass könne deshalb nicht so sein (wie ich es vermute), weil ja einige Stehbolzen in Durchgangslöcher gesetzt werden. Seiner Meinung nach dient das Ende des Gewindes auf dem Stehbolzen als Tiefenbegrenzung.
In meinen Augen wäre die Flächenpressung da viel zu groß. Ca. 30 kN auf zwei, drei Quadratmillimeter Alu.

Ich habe mir daraufhin nochmal die Ausführungen der Durchganglöcher angesehen und festgestellt, dass die Bohrung zwar durchgeht, das Gewinde aber nicht durchgehend geschnitten ist. Wenn also bei den Duchgangslöchern auch durchgehende Gewinde vorzufinden sind, dann hat da ein Vorbesitzer schon einmal einen Gewindebohrer durchgehuddelt.
In meinen Augen ist das nicht gut, weil der Stehbolzen dann wie ein Keil mit drei Tonnen da reingezogen wird.

Wahrscheinlich geht das aber auch. Locktide fest verwenden und ein paar Nm weniger und gut ist es. :D

Gruß, stefan Bigalke
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norbert
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Beitrag von norbert »

Mitunter gibt es auch Stehbolzen an denen das Öl aufsteigt, weil sie wahrscheinlich unten ins Gehäuse durchgebohrt/-gebrochen sind (bei den großen Motoren evtl. vorn links sogar normal?). Vielleicht passiert das aber auch nur, wenn dort mal schlichte Gewindestangen statt originale Stehbolzen eingesetzt wurden (hatte ich einmal so vorgefunden).

Das gilt übrigens auch für den einen Stehbolzen der Kipphebelböcke. Da ist zumindest bei den 501er Köpfen eine Bohrung bis in den Ansaugkanal ausgeführt (möglich, dass auf dem letzten Stück das Gweinde fehlt). Wenn man dann den Kanal bearbeiten will, schraubt man diesen Stehbolzen lieber vorher raus. Wenn man dann anschließend den Stehbolzen einsetzt, empfiehlt es sich vorher eine Schraube duchzudrehen, um das Material, dass durch die Bearbeitung diese Bohrung leicht zusetzt, zu entfernen. Der Stehbolzen wird dann nämlich etwas in den Kanal hineinreichen. Glücklicherweise ist mir seinerzeit aufgefallen, dass dieser Stebolzen durchgebrochen ist, bevor ich damals den Motor ans Laufen gebracht habe. Er wurde offensichtlich nach der Kanalbearbeitung eingesetzt. So konnte ich zwei Ausbruchkrümel auf dem Einlassventil entfernen, nachdem ich den Motor nur per Hand durchgedreht hatte.

Das läßt eigentlich darauf schließen, dass die Stehbolzen im Prinzip durch das Ende des Gewindes am Stehbolzen in der Einschraubtiefe begrenzt werden sollen. Oder eben auch nicht, wenn das Gewinde nicht durchgängig geschnitten wäre (kann ich im Moment nicht überprüfen). In jedem Fall empfiehlt sich wohl dabei eine mittelfeste Schraubensicherung zu verwenden, um sie nicht bei Kopfdemontage etc. mit rauszudrehen.

norbert
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Beitrag von norbert »

Hallo Stefan,

kleiner Nachtrag:
Auch bei dem besagten Stehbolzen des Kipphebelbocks beim 501er Kopf sieht es bei einem nicht bearbeiteten Kopf so aus, als ob zwar durchgebohrt, das Gewinde aber nicht durchgeschnitten ist.
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