corsacorsaro hat geschrieben:Hallo Stefan
Bei der TU-Nacht war ich unter den ganzen jungen Leuten unterwegs. Dabei war ich auch an dem Stand unserer Fahrzeugbauer. Da bauen sie gerade ein Modell mit Elektromotor. Habt ich auch so etwas in Planung?
Ciao Dirk
Hi Dirk,
wir bereiten Grundlagen vor, um herauszufinden, wie viel zusätzlichen Aufwand das bedeutet. Es könnte passieren, dass die Hochschulpolitik unseres Institutes (wie es bei vielen anderen Hochschulen passiert ist) mit unserem Team nur noch dann Verträge abschließen möchte, wenn ein E-Renner gebaut wird.
Für diesen Fall, der bei uns hoffentlich nie eintritt, muss man vorbereitet sein und genau auflisten, welcher zusätzliche Aufwand erforderlich wäre.
Wir haben zwar mal unser Fahrzeug so aufgebaut, dass es möglicherweise einfach wäre, hinter dem Monocoque einen Heckrahmen mit E-Trieb zu montieren.
Trotzdem planen wir in absehbarer Zeit keinen Wechsel, da auf uns eine Reihe von Nachteilen zu kämen:
- Wir haben keine Ahnung von elektrischer Antriebstechnik
- Von der Technik gehen erhebliche Sicherheitsrisiken für die Teammitglieder aus
- Es müssten größere bauliche Maßnahmen getroffen werden zur Lagerung der Akkus
- Die Akkus sind teuer und es gibt keine Sponsoren dafür, weil dieser Wettbewerb den chinesischen Herstellern gleichgültig ist. Man braucht mindestens zwei einsatzbereite Akkusätze für je 12... 15000 Euro. Um den Endurance zu gewinnen, muss man bereit sein, die Akkus zu tiefentladen und sie damit zu zerstören.
- Hohe Kosten für medizinisches Notfallversorgungsmaterial (Defibrillatoren etc.)
- Wenig spektakuläres Erscheinen der Fahrzeuge, weil man am Fahrgeräusch nicht die Einsatzbedingungen wahrnehmen kann. Im Endurance fahren alle E-Auto Teams mit etwa 30 % der Leistung, damit sie überhaupt ankommen. Dadurch wird es nicht gerade spannender...
Dem gegenüber steht natürlich die hohe Akzeptanz für solche Projekte in der Gesellschaft (im Gegensatz zu traditionellen Motorsport). Die Unterstützung aus Politik, Presse und Industrie wäre um ein Vielfaches besser.
Viele Teams sind aber am Wechsel vom Verbrenner zum E-Auto gescheitert. Vermutlich weil der Wechsel zu blauäugig beschlossen wurde.
Wenn ich es mal etwas bösartig überspitzt formulieren darf: Würdest Du Dir auf Deinen Korsaren einen 3 l - Tank bauen, der 13500 Euro kostet und nach jedem Wettbewerb teuer entsorgt wird? Die Kapazität reicht, wenn Du beim Sprintrennen gemütlich etwa 90 km/h fährst und außerdem kann der Tank selbstständig zu brennen anfangen oder explodieren. Oder beides. Wenn Du den Tank mal berühren solltest, könnte er Deinen Arm zu Holzkohle verwandeln oder das Nervensystem resetten.
Ich finde das zumindest zum Herumprobieren für Studenten nicht sehr verlockend.
Trotzdem begrüße ich gute elektische Antriebskonzepte und die E-FormulaStudent wird sicherlich einen Schub dieser Technik bringen.
Hier in Hockenheim sind jedenfalls 75 Teams mit Verbrennern und 40 mit E-Antrieb.
Gruß, Stefan Bigalke